Melaten: Wo Köln leise Geschichten erzählt

Wenn man den Melatenfriedhof betritt, ist es, als würde man in eine andere Welt eintauchen. Eben noch rauschten Autos über die vielbefahrene Aachener Straße, eine Lebensader der Domstadt. Jetzt hört man nur noch das Rascheln der Blätter und empfindet ungewohnte Momente der Ruhe.

Ich war schon oft in Köln, habe 19 Jahre dort gearbeitet. Aber diesmal wollte ich nicht zum Dom, nicht auf den Rhein – ich wollte dorthin, wo die Stadt ihre Geschichten leise erzählt: auf den Melatenfriedhof.

Wo Geschichte unter alten Bäumen ruht

Der Friedhof ist älter, als man denkt. 1810 unter französischer Herrschaft eröffnet, trägt er den Namen „Melaten“ nach einem ehemaligen Lepra-Hospital. Vor seiner Zeit als Friedhof war das Gelände ein düsterer Ort – hier wurden Hinrichtungen vollzogen. Heute ist es kaum vorstellbar: Statt Angst herrscht hier Frieden. Statt Verfall findet man hier kunstvolle Grabanlagen, die von Kölner Familien seit Generationen gepflegt werden.

Beim Schlendern entdecke ich bekannte Namen: Willy Millowitsch, Guido Westerwelle, Christoph Daum. Es finden sich an mehreren Stellen des Friedhofs aber auch Gedenkstätten der großen Kölner Karnevalsgesellschaften. Geht man über den Friedhof fühlt es sich an, als würde man durch ein Geschichtsbuch spazieren – nur, dass die Kapitel aus Stein, Bronze und uralten Bäumen bestehen. Und dann fallen einem ganz persönliche Geschichten ein, die einen mit dieser Stadt und den Menschen darin verbinden.

Ein Paradies für Fotografen

Ich habe natürlich meine Kamera dabei, und sofort wird klar, warum wir Fotografen diesen Ort lieben. Die langen Alleen wirken wie grüne Kathedralen, Licht und Schatten malen ständig neue Bilder auf den Wegen. Skulpturen von Engeln, trauernde Frauen aus Stein, kunstvolle Gruften und prachtvolle Mausoleen – jedes Detail erzählt eine Geschichte.

Besonders morgens, wenn der Nebel noch zwischen den Gräbern hängt, oder im Herbst, wenn goldenes Laub die Wege bedeckt, verwandelt sich der Melatenfriedhof in ein riesiges, stilles Atelier. Hier entstehen Fotos, die nicht nur schön, sondern auch tief berührend sind.

Stille, die inspiriert

Was mich am meisten überrascht: Trotz seiner Beliebtheit ist es nie laut. Menschen kommen hier nicht nur, um zu trauern, sondern auch, um durchzuatmen, nachzudenken, zu fotografieren – und ja, um Köln mal von einer anderen Seite zu sehen.

Mein Fazit: Der Melatenfriedhof ist kein düsterer Ort, sondern einer voller Leben – zumindest für alle, die mit offenen Augen durch seine Alleen gehen. Geschichte, Kunst und Natur verschmelzen hier zu einer besonderen Atmosphäre, die man so mitten in einer Großstadt kaum erwartet.



Übersicht auf einen Blick

FrageAntwort
AdresseAachener Straße 204, 50931 Köln
ÖffnungszeitenApril–Nov: 07–20 Uhr → Nov–März: 08–17 Uhr
ÖPNV-AnfahrtLinie 1 oder 7 → Haltestelle „Melaten“ (Haupteingang)
oder Linie 4/5 → Gürtel → Linie 13 → „Weinsbergstraße/Gürtel“
PKW-ZugangNur mit Sondergenehmigung (bei Gehbehinderung) erlaubt
ParkmöglichkeitNähe Piusstraße, meist im Rahmen von Führungen zugänglich

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