Die Ferienzeit bietet tolle Gelegenheiten, sich einmal mit der Kamera auf den Weg zu den Kirchen der Umgebung zu machen. Dabei solte man den Blick auf viele wunderbare Details der Kirchenkust richten. Ich habe letztens einen in der Abtei in Gerleve durchgeführt. Dort ging es um Detailfotografie im sakralen Raum.
Der kleine Einblick in die Ergebnisse der „Kirchenwanderung“ soll ambitionierten Fotografen ebenso Lust auf die Kirchenkunst machen, wie Fotoanfängern, die die Möglichkeiten ihrer Kamera oder ihres Handys in einer besonderen Umgebung entdecken wollen.
Start in Gerleve
Macht man sich auf den Weg in das Münsterland, so findet man unweit von Coesfeld die Benediktinerabtei Gerleve. Das Kloster wurde 1899 als bäuerliche Schenkung des Hofes Wermelt von Mönchen der Erzabtei Beuron gegründet und 1904 zur Abtei erhoben. Neben dem ursprünglichen Klostergebäude strecken sich die 42 Meter hohen Türme der Abteikirche in den Himmel. Die dreischiffige Basilika ist im Stil der Neoromanik errichtet. Entworfen hat sie der Architekt und Benediktinermönch Wilhelm Rincklake. Im Jahre 1904 konnte in dem Gotteshaus die erste Eucharistie gefeiert werden.

Blick fürs Detail
Nach mehreren Umgestaltungen wirkt das Gotteshaus auf den ersten Blick von innen wenig spektakulär. Allerdings sind es viele wunderbare Details, die diesen ersten Eindruck schnell widerlegen. Der Altarblock ist durch horizontale und vertikale Schnitte gegliedert. So entsteht der Eindruck, er stehe auf zwölf Füßen. Diese Anlehnung an die Apostel korrespondiert mit den vier Füßen des Ambo, die für die vier Evangelisten stehen.
Kreuzigungsgruppe
In der der Vierung hinter dem Altar findet man die farbig gefasste spätromanische Kreuzigungsgruppe. Sie stammt aus Nordspanien und wurde wohl im 13. Jahrhundert geschaffen. Die Figuren sind dabei lebensgroß gestaltet.

Im Nordturm findet man eine Herz-Jesu-Kapelle. Der vergoldete, geschnitzte Holzaltar aus dem Jahre 1912 scheint nicht wirklich in die Bescheidenheit des Gotteshauses zu passen. Im Südturm steht eine spätmittelalterliche Marienstatue aus Süddeutschland.

Johannes der Täufer
Die zweite interessante Kirche in der Region ist die katholische Pfarrkirche St. Johannes der Täufer. Im Volksmund wird sie meist Johannis-Kirche genannt. Der Vorgängerbau soll bereits aus dem 8. Jahrhundert stammen. Sie entstand wohl als einschiffige Kirche. Hier soll der heilige Liudger, einen Tag vor seinem Tod, seine letzte heilige Messe gehalten haben. Die Fertigstellung der jetzigen spätromanischen Hallenkirche mit ihrem dreischiffigen Grundriss wird um das Jahr 1234 datiert.
Die Fassaden sind von der gotischen Umgestaltung des Gotteshauses im Jahr 1425 geprägt und entsprechend verziert. Der 78 Meter hohe, schlichte Kirchturm mit dem Handgeläut soll aus dem 12. Jahrhundert stammen. Sehenswert sind auch die Kreuzigungsgruppe an der Turmnordseite und die darüber befindliche Uhr.

Mittelschiff und Altarraum
Im Innern findet man über dem Altar links und rechts die lebensgroßen Figuren des „Weltheilands“ und der „Himmelskönigin“ von 1618 und wie fast alle bildhauerischen Arbeiten in der Kirche (und das Kirchengebäude selbst) aus Baumberger Sandstein geschaffen. Im Mittelschiff der Kirche befindet sich die von beiden Seiten sichtbare Doppelstrahlenmadonna aus dem 15. Jahrhundert.
Besonders beeindruckend ist der spätgotischer Taufstein aus dem Jahre 1417 mit der über ihm schwebenden Taube. Sehenswert ist der Taufstein auch deshalb, weil er aus einem Steinblock gearbeitet wurde.
Daruper Altar
Das dritte Kleinod in einem Umfeld, in dem es natürlich noch viele weitere wunderbare Kirchen gibt wie den Billerbecker Dom, ist die katholische Pfarrkirche St. Fabian und Sebastian in Darup, einem Ortsteil der Gemeinde Nottuln im Kreis Coesfeld. An dem spätgotischen Sandsteinbau sollte man nicht achtlos vorbeifahren.
Westfälische Tafelmalerei
Das bedeutendste Ausstattungsstück ist ein wichtiges Zeugnis früher westfälischer Tafelmalerei. Der „Daruper Altar“ besteht leider nur noch aus der Mitteltafel aus dem frühen 15. Jahrhundert, weil die beiden Seitenflügel nicht mehr erhalten sind.

Vom Gurtbogen des Hauptschiffs hängt eine Doppelmadonna herab, die zu Beginn des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Auch weitere tolle Details findet man in dem kleinen Gotteshaus.
Es lohnt sich
Es lohnt sich, also einmal auf Fotoreise in die nähere Umgebung zu gehen. Dabei lässt sich jede Menge Sehenswertes entdecken. Und wer das einmal mit professioneller Begleitung machen möchte kann vielleicht einmal auf Dekanatsebene einen Fotokurs zum Thema „Sakrale Kunst“ bei Heinrich Wullhorst info@wukomm.de buchen.