Bitte nicht einsteigen

Die Bahn kommt! Das ist schon hoch erfreulich nach zwei langen ITB-Messetagen. Man ist kaputt genug vom Powerlaufen durch die Berliner Messehallen. Aber die tollen Einblicke in das Reiseleben haben versöhnlich gestimmt. Die Bilder von wunderbaren Destinationen vor Augen, stehe ich am Berliner Hauptbahnhof.

Platz vergangen

„Der Zug fährt von Gleis 1“, meldet die „Verspätungsanzeige“ der Bahn auf meinem Handy, um dann, wenige Minuten später von der Ansage „der ICE fährt planmäßig von Gleis 4“, eingefangen zu werden. An Gleis 4 ist der Zug dann relativ pünktlich, läuft dynamisch ein und ich entere den Wagen 27. Meinen reservierten Platz mit der Nummer 57 suche ich hier allerdings vergebens. Es liegt nicht am messeüblichen Biergenuss vom Vorabend, sondern hängt schlicht damit zusammen, das dieser Platz in diesem Wagen nicht existiert. Wagen 27 ist nämlich geteilt zwischen der 1. und 2. Klasse und der Platz mit der Nummer 57 wäre eine Klasse höher, heißt da aber auch anders.

Steigen Sie bitte aus

Egal, einfach irgendwo hinsetzen, die Geräte wie das Handy mit Strom versorgen. Es ist nämlich platt und die Powerbank liegt irgendwo zu Hause auf den Schreibtisch. Läuft! Allerdings nur etwa drei Minuten. Nachdem alle Fahrgäste eingestiegen sind – natürlich erst dann – beglückt uns der Zugleiter mit der Ansage: „Dieser Zug kann aus technischen Gründen leider nicht weiter fahren …“, um dann den soeben Eingestiegenen zu verkünden, „steigen Sie bitte alle aus!“

Wie, wo, was?

Wunderbarer Weise hat die Bahn auch gleich eine Lösung parat. Wir werden auf das nebenan liegende Gleis geschickt, Rolltreppe hoch, Rolltreppe runter. Sorry, die Rolltreppe runter funktioniert nicht. Wundert mich das jetzt noch? Also warten bis zur nächsten Ansage. Die kommt sogar und kündigt einen Ersatzzug an, der in knapp 20 Minuten da sein soll. Und schon wieder knarzt der Lautsprecher und flüstert die nächste Botschaft zu unserem ICE über den Bahnsteig. Irgendwie klar: Wir dürfen wieder auf das ursprüngliche Gleis zurück. Der einzige Trost: Bei diesem Setting funktionieren beide Rolltreppen.

Auf dem Gleis 4  angekommen müssen wir nur noch kurz erneut wechseln, auf das gegenüberliegende Gleis. Hier lautet die Anzeige dann „Bitte nicht einsteigen“. Eine Botschaft, die die Bahn vielleicht in ihr Werbekonzept aufnehmen sollte.

Plätze, die es gar nicht gibt

Wieso muss ich jetzt an ein Zitat des heutigen Bahnvorstandes und früheren Kanzleramtsministers Roland Pofalla denken: „Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen.“ Im Moment bin ich froh, seine nicht sehen zu müssen. Und so knatschig wie ich gerade bin, würde ich ihm genau dorthinein auch deutlich die Meinung sagen – natürlich ganz friedlich. Suaviter in modo, fortiter in re. Kurz vor dem weiteren Blutdruckanstieg kommt der Ersatzzug. Auch in ihm gibt es meinen Platz mit der Nummer 57 nicht. Was habe ich in meinem Jura-Studium noch gelernt über Leistungen, die man verkauft, die es in Wirklichkeit aber gar nicht gibt?  Im neuen Zug erfahre ich dann von einer netten Mitarbeiterin, dass die Zuordnung bei Wagen 27 schon seit etwa 2 Wochen nicht mehr stimmt. Transparenz und Kundenservice sieht deutlich anders aus.

Die nächste Glosse

Mir reicht es mal wieder mit der Bahn und mir graut es vor der Tour in 14 Tagen, die mich nach Passau führt. Vielleicht gibt es dann noch einmal Anlass für eine weitere Glosse über die Deutsche Bahn oder wenigstens den Platz mit der Numkmer 57.

Foto: pixabay.com

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