Der Blick auf die Kirchen unserer Sommertour in Teil 1 (Spanien) und Teil 2 (Schweiz und Frankreich) zeigt, dass es sich immer lohnt, die Gotteshäuser am Wegesrand zu besuchen, nicht allein als touristisches Programm, sondern immer unter Berücksichtigung der Würde des Ortes. Dabei können ein Vater Unser, ein Ave Maria oder eine angezündete Kerze sicher nicht schaden, wenn man sich auf den weiteren Reiseweg begibt.
Kathedrale von Lausanne
Weiter geht unsere Sommertour durch die Schweiz nach Frankreich. Auch am Genfer See findet man in Lausanne eine beeindruckende Kathedrale. Sie ist der Gottesmutter als „Unserer Lieben Frau“ gewidmet und die Nachfolgekirche einer seit dem 6. Jahrhundert bestehenden Kirche. Den karolingischen Bau ersetzte um das Jahr 1000 eine romanische Kirche. Doch schon wenig später begann man mit einem Neubau des Gotteshauses. Ab etwa 1170 wurde der Chorumgang im Osten errichtet, danach erfolgte der Bau von Chor, Vierung mit Laternenturm, Querhaus und einem Großteil des Langhauses. 1275 eröffneten Papst Gregor X. und König Rudolf von Habsburg die Kirche.
Nach der Reformation verlor die nun protestantische Kirche viel von ihrer mittelalterlichen Ausstrahlung. Bedeutend bleibt die Fensterrose im Querhaus. Sie stammt aus dem frühen 13. Jahrhundert. Aber auch die sonstigen Fenstermalereien aus dem 19. und 20. Jahrhundert sind künstlerisch wertvoll. Beeindruckend ist die 2003 neu errichtete Orgelanlage mit ihren 98 Registern und 6737 Pfeifen.
Papststadt Avignon
Im französischen Avignon kommt der Besucher natürlich nicht an dem prachtvollen Papstpalast vorbei, der für die Epoche steht, in der Päpste und spätere Gegenpäpste in der Provence ihren Sitz genommen hatten.
So war die kleine Stadt von 1309 bis 1417 Sitz des sogenannten avignonesischen Papsttums. Es ging damals um Macht und Einfluss auf die Kirche, als der französische König Philipp IV. die Wahl eines französischstämmigen Papstes durchsetzte. Dieser nahm seinen Sitz dann eben nicht in Rom, sondern in Avignon.
Beginnend mit Papst Clemens V. hatten sieben aus Frankreich stammende Päpste ihren Sitz in der Provence. Zwar verlegte Gregor XI. seine Residenz zurück nach Rom. Dies jedoch veranlasste die französischen Kardinäle zur Wahl von Gegenpäpsten. Das Spielchen endete erst mit dem Ende des Konzils von Konstanz im Jahre 1417.
Papstpalast
Der Papstpalast wurde ab 1334 errichtet. 15.000 m² Nutzfläche machten ihn zu einem der größten Feudalschlösser seiner Zeit. Wie eine Festung wirkt er noch heute auf seine Betrachter. Schießscharten und Pechnasen demonstrieren die Verteidigungsbereitschaft der Anlage.
Gegründet wurde der Palast auf massivem Felsgestein. Auch das sollte ein Eindringen von Feinden erschweren. Das war im 13. Jahrhundert nicht unwichtig, denn es gab zu jener Zeit immer wieder Versuche, eine Burg mit Hilfe unterirdischer Gänge zu erobern.
Prunkvolle Säle
Beeindruckend sind die Innenhöfe des Palastes und die riesigen Säle. Allein das Konsitorium hat eine Größe von 34 × 10 Metern. Der Speisesaal des Papstes mit seinem Tonnengewölbe aus Holz und einer Länge von 48 Metern lässt die Pracht reichlich gefüllter Prunktafeln erahnen.
Blick von oben
Der Weg auf die Mauern des Palastes lohnt sich ebenfalls, denn er bietet einen wunderbaren Blick über Avignon. Die Audioguides helfen dabei, einen umfassenden Blick über alle Details zu erhalten. Man sollte aber auch einen guten halben Tag für den Besuch einplanen.
St. Pierre-Kirche
Prachtvoll präsentiert sich auch die Pfarrkirche St. Pierre im Zentrum von Avignon. Die ehemalige Kollegiatskirche wurde um 1356 erbaut. Sie zeigt eine sehenswerte spätgotische Fassade aus dem frühen 16. Jahrhundert. Im Portal findet man kostbare hölzerne Renaissance-Türflügel aus dem Jahre 1551, die der burgundische Bildhauer Antoine Volard geschaffen hat.
Villeneuve-lés-Avignon
Auf der anderen Seite des Flusses Rhone, der durch Avignon fließt, findet man
Villeneuve-lés-Avignon, einen wunderbaren kleinen Ort, in dem zur Avignoner Papstzeit viele Kardinäle ihre prachtvollen Villen errichteten.
Karthäuser-Kloster
Hier findet man auch – leider nur noch als touristisches Relikt – eines der ehemals größten Karthäuser-Klöster Europas.
Als Etienne Aubert als Innozenz VI. den Papstthron bestieg, stiftete er 1353 das Karthäuserkloster. Aus der Zeit stammt die Ruine der gotischen Klosterkirche. In einer Seitenkapelle findet man das Grabmal des Papstes.
Im Anschluss an die Kirche findet man die Kreuzgänge mit den ehemaligen Räumen der Mönche an. 1792 wurde die Kartause im Laufe der Französischen Revolution geschlossen. Damit begann ihr Verfall, obwohl einige der Mönchswohnungen als private Unterkünfte genutzt wurden.
Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgte eine aufwändige Restaurierung der Klosteranlagen. In Villeneuve-lés-Avignon gab es hinter jeder kleinen Mönchskate einen Garten, in dem die Kartäuser Heilpflanzen anbauten. Sehenswert sind auch die Fresken in der Kapelle.
Zwei Kathedralen in Lyon
Die letzten Kirchen auf unserer Sommertour 2016 finden wir in Lyon. Da gibt es gleich zwei Kathedralen. Auf dem Fourvière-Hügel liegt die Kathedrale Notre-Dame. Der Bau des Gotteshauses begann im Jahre 1872, bereits ein Jahr nach der Fertigstellung 1896 erfolgte die Erhebung zur Basilica minor. Seit 1998 gehört die Kirche zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Basilika auf dem Hügel
Der Fourvièr-Hügel erfreute sich bereits bei den Römern großer Beliebtheit. In der römischen Antike befand sich hier das Zentrum von Lugdunum. Das antike Theater gibt noch heute ein steinernes Zeugnis dieser langen Geschichte. Als im 11. Jahrhundert die Stadt am Saône-Ufer ihr neues Zentrum fand, entstand auf den Ruinen des römischen Forums 1168 eine erste Marienkapelle. Nach dem Ende der Pest erfüllte die Stadt ein Gelübde, mit dem Wallfahrten zur Fourvière-Kapelle begannen. So war es schnell erforderlich, die Kapelle zu erweitern. Als 1852 ein neuer Glockenturm eingeweiht werden sollte, dessen Spitze eine vergoldeten Bronzestatue der Muttergottes krönt, musste das geplante Feuerwerk wegen eines befürchteten Unwetters ausfallen. Statt dessen erleuchteten die Lyoner Bürger ihre Fenster mit Tausenden von Kerzen. Das war der Auftakt zu der am 8. Dezember gepflegten Tradition des Stadtfests „Fête des Lumières“. Die Kirche in der jetzigen Form erstand nach dem Deutsch-Französischen Krieg .
Die dreischiffige Hallenkirche aus weißem Werkstein erinnert ein wenig an eine mittelalterliche Burg. Das Gotteshaus trägt wegen seiner besonderen Form den Spitznamen „Umgedrehter Elefant“. Im Innern ist die Basilika kunstvoll ausgestaltet. An den Bögen und Säulen finden sich fein gearbeitete Kapitelle und Friesen, Engel- und Heiligenstatuen. Die vielen Mosaiken und bunten Malereien bestimmen des Bild im Innern des Gotteshauses. Die Fenster beschreiben Szenen aus der Bibel und der französischen Kirchengeschichte.
In der Unterkirche der Basilika findet man Mariendarstellungen aus verschiedenen Ländern und ein großes Mosaik zum Leben des Heiligen Jacobus.
Kathedrale Saint-Jean
In der „neuen Stadt“ befindet sich die Kathedrale Saint-Jean. Sie soll an der Stelle stehen, an der es bereits im 2. Jahrhundert eine Kirche gab. Pothinus und Irenäus von Lyon hießen damals die Bischöfe, die in dem Gotteshaus die Eucharistie feierten. Nachweisbare Gebäudereste stammen allerdings erst aus dem 6. Jahrhundert.
Romanische und gotische Elemente finden sich in der 80 Meter langen und 20 Meter breiten Kirche. 1165 startete der Bau der Kathedrale, die 1481 endgültig fertiggestellt wurde.
Die astronomische Uhr im Innern der Kirche stammt aus dem 14. Jahrhundert. Sie gilt als eine der ältesten Uhren Europas. Zu bestimmten Stunden kräht der Hahn auf der Spitze der Uhr drei Mal. Das verbindet er mit einem Flügelschlag und einer Öffnung des Schnabels.