Gerne stellen wir hier auch immer mal wieder interessante Ideen vor, wie man kulturelle und touristische Highlights einmal auf eine ganz andere Weise erschließen und präsentieren kann. Eine solche moderne Form ist sicherlich der #instawalk. Dabei handelt sich um eine Veranstaltungen, bei der Menschen sich zu einem Spaziergang treffen, und dabei Bilder anfertigen, die sie in dem Online-Netzwerk Instagram hochladen. Allein in Deutschland veröffentlichen etwa neun Millionen Menschen dort ihre Fotos oder Kurzvideos.
Gotteshäuser entdecken
Auch die Kirche hat jetzt die Möglichkeit für sich entdeckt, Blicke in ihr Innenleben zu schaffen. Unter dem Hashtag #instakirche gibt es bundesweit Veranstaltungen, in denen Klöster und Dome ihre Pforten öffnen um begeisterten Fotografen einen besonderen Blick zu bieten. Die Gotteshäuser haben schließlich so einiges zu bieten. Neben großen Kunstwerken werden sie oftmals durch eine beeindruckende Architektur zu echten kulturgeschichtlichen Anschauungsobjekten.
Hoch geht’s
Also ich bin kein Freund von Höhe. Insbesondere dann, wenn es frei schwebende Elemente wie Gerüste sind, habe ich einen wahnsinnigen Respekt und handele nach dem Motto, das mir bereits mein Vater mit auf den Weg gegeben hat: „Besser 5 Minuten feige, als ein ganzes Leben tot.“
Die Pressestelle des Bistums Essen gibt mir, gemeinsam mit 15 anderen die Möglichkeit, auch die Essener Domkirche von oben kennen zu lernen. Dazu bietet sich das Gerüst an, dass das Gotteshaus derzeit an einigen Stellen von außen abschirmt. Nach einer Belehrung zu den Gefahren der Tour beginnen wir unter kundiger Führung des Dombaumeisters Ralf Meyers mit dem Aufstieg.
Bis zur halben Gerüsthöhe schaffe ich den Aufstieg, danach wird es mir dann doch zu luftig und ich schaue mir das Treiben der Kolleginnen und Kollegen aus sicherem Abstand von unten an. Die haben natürlich, zumal das Wetter zu diesem Zeitpunkt noch ein regenfreies Fenster lässt von dort aus einen, tollen Blick über die Essener Innenstadt.
Blick nach innen
Der entgeht mir zwar, dennoch werde ich in der Folge mit tollen Einblicken in den Dom, seinen Glockenturm und die Krypta entschädigt.
Ralf Meyer führt uns in das Essener Münster, wo wir die vielen unterschiedlichen Kunstgegenstände aber auch die architektonischen Besonderheiten kennenlernen. Ursprünglich war das Gotteshaus die Kirche des Essener Damenstifts, das um das Jahr 845 vom damaligen Bischof von Hildesheim, Altfrid, gegründet wurde.

Zum Teil sind noch Gäste des Baus aus der ottonischen Zeit vorhanden. Im übrigen besteht das Gotteshaus aus einer im Jahre 1275 errichteten gotischen Hallenkirche aus hellem Sandstein. Zu den bedeutendsten Kunstschätzen des Essener Münsters gehört die Goldene Madonna. Sie gilt als die älteste vollplastische Marienfigur nördlich der Alpen.
Seltsame Gestalten
Wenn man sich wie ich viel mit Sakralfotografie befasst, ist man immer wieder beeindruckt von den Kleinigkeiten, die Kirchenbaumeister über die Jahrhunderte in die Gotteshäuser eingebracht haben. Das sind zum Teil schon sehr interessante in Stein gehauene oder in holzgeschnitzte Figuren, die man in einem Gotteshaus so gar nicht erwarten würde. So befindet sich am Fuß des siebenarmigen Leuchters, der im Zentrum des Gotteshauses steht, ein kleines Teufelchen. Auch das Chorgestühl in der Apsis beeindruckt durch Figuren, die eher Erschrecken als Besinnlichkeit hervorrufen.
Orgelansichten
Verhältnismäßig neu in dem altehrwürdigen Gotteshaus ist die Orgel. Sie wurde im Jahre 2004 von der bekannten Orgelbauwerkstatt Rieger gebaut. Das Instrument besteht aus zwei Orgelwerken, die von einem Generalspieltisch aus angesteuert werden können. Die Orgelanlage hat insgesamt 69 Register (5.102 Pfeifen, 95 Pfeifenreihen).
Zu den Glocken
Nachdem wir die Pfeifen hinter uns gelassen haben gehen wir in mittlerer Höhe durch das Langhaus der Kirche bis zum Glockenturm. Der Aufstieg dorthin ist nicht sonderlich beschwerlich. Allerdings wird es, je höher man kommt, immer enger. Dennoch nutzen wir selbst verständlich auch die schmale Stiege hinauf in die staubigste Etage, dort wo die Glocken hängen.
Krypta
Unser letzter Weg führt dahin, wohin bereits andere ihr letzter Weg geführt hat, in die Krypta des Gotteshauses. Hier finden wir in der Ostkrypta das gotische Hochgrab Bistumsgründers Altfrid. Es dürfte um das Jahr 1300 entstanden sein. Eine weitere Krypta im Westen der Kirche beherbergt die Ruhestätten der beiden bisherigen Essener Bischöfe Franz Kardinal Hengsbach und Hubert Luthe. Diese Adveniat-Krypta wurde erst in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts errichtet. Sie ist geschmückt mit modernen Betongussreliefs von desx Künsters Emil Wachter.
Dabeisein
Unser spannender „Instawalk“ endet mit einem gemütlichen Currywurst Essen im Atrium des Essener Münsters. Mein Fazit: #instakirche macht wirklich Spaß. Man erhält einen tollen Einblick auch hinter die Kulissen eines Gotteshauses und trägt gleichzeitig dazu bei, wunderbare Architektur und sakrale Kunst anderen Menschen näher zu bringen.
Die besten Fotos von der Tour findet man übrigens bei instagram.com unter dem Suchbegriff #instadomessen.
#instakirche
Weitere Termine von #instakirche stehen bereits fest oder sind geplant. Hier ein Überblick, wie man ihn bei den Kollegen von katholisch.de findet:
- 16. Juni, 18 Uhr, Speyerer Dom
- 21. Juni, 19 Uhr, Kiliansdom, Würzburg: Mehr Informationen (Anmeldungen per Mail ans Bistum Würzburg bitte an internet[at]bistum-wuerzburg.de)
- geplant: Kölner Dom, Cella St. Benedikt Hannover, Frankfurt, Trier, Hamburg