Haben Sie schon einmal einen kirchlichen Feiertag auf einem Kreuzfahrtschiff erlebt? Dabei geht es nicht um die österliche Eiersuche oder einen Karaokeabend mit „White Chrismas“. Es geht vielmehr um ein spirituelles Erlebnis inmitten des Urlaubs. Karfreitag nennt man den Freitag vor Ostern. Am Karfreitag erinnern sich die Christen an die Kreuzigung des Jesus von Nazareth, der durch seinen Tod und seine Auferstehung zum Christus wird.
Der Schiffspastor
Auf der Mein Schiff 4 steht den Christen, aber auch allen anderen, das Angebot eines Schiffspastors zur Verfügung. „Das ist nicht immer der Fall“, erklärt Dirk Hölterhoff. An hohen Feiertagen wie Weihnachten oder Ostern reist allerdings fast immer ein Pfarrer mit. Im Bereich der Evangelischen Kirche, der Hölterhoff als Pastor angehört, sind allein etwa 80 Kreuzfahrtseelsorger auf den Weltmeeren unterwegs.
Besonderer Tag
Der Karfreitag ist ein besonderer Tag. Das wird schon beim Frühstück an unserem Nachbartisch deutlich: für das kleine Mädchen, von der Mutter darauf hingewiesen, dass heute Karfreitag sei, ein besonderer Feiertag, an dem man kein Fleisch essen dürfe. Für das Kind allerdings kein großer Einschnitt in sein Kreuzfahrtleben. Es kommt erfreut vom Frühstücksbuffet mit Nutella und ähnlichen Leckereien zurück und sagt: Das ist ein schöner Feiertag, heute muss ich kein Fleisch essen.“ Die Geschichte, die meine Frau aufgeschnappt hat, geht noch ein wenig weiter. Anschließend erklärt der Vater des Kindes, das im kommenden Jahr zur Kommunion gehen wird, ihm kurz die Bedeutung der Passion und des Osterfestes. Als die Mutter dann fragt: „Hattet ihr das denn noch nicht in der Schule?“ antwortet die junge Dame mit dem Satz: „Bis Karfreitag sind wir im Religionsunterricht noch nicht gekommen.“ An dieser Stelle vielleicht ein kleiner Hinweis an alle Religionslehrer, im Zusammenhang mit den kirchlichen Hochfesten gelegentlich einmal auf deren Bedeutung auch einmal im Unterricht hinzuweisen. Das führt in Sachen Glaubenswissen sicherlich weiter als so manche exegetische Unterrichtsreihe.
Praktische Ökumene
Auf Mein Schiff 4 bleibt es nicht bei der Theorie der Lehre sondern geht mit der Einladung des Schiffspastors zum „Gottesdienst mit Feier des heiligen Abendmahls“ deutlich in Richtung praktische Ökumene. In seiner auf den Text des Johannes-Evangeliums eingehenden Predigt geht Holterhoff auf das Zitat „es ist vollbracht“ ein. Er nutzt das Bild einer Künstlerin die den Blick durch einen Vorhang in die unendliche Weite von Himmel und Meer erahnen lässt. So gehe es ihm und wohl den meisten Gästen auch beim Blick vom Kreuzfahrtschiff in die Weite. Der Karfreitag sei, so Holterhoff, eben nicht nur Leid und Tod, sondern vor allem auch Hoffnungszeichen.
Schönes Wetter
Diese besinnliche Dreiviertelstunde am Vormittag stimmt die himmlischen Mächte offenbar so gut auf die Kreuzfahrer ein, dass das Wetter zum ersten Mal während der seit Sonntag dauernden Reise von den Kanaren über die Kapverden, bis zum Senegal und zurück zu den Kanarischen Inseln so ist, wie man es sich eigentlich vorgestellt hat. Es ist warm, die Sonne scheint, dazu weht der auf dem Atlantik übliche kräftige Wind.

Tagesfazit
Es ist ein gutes Angebot der christlichen Kirchen, Seelsorger zur Begleitung von Menschen auf Reisen oder im Urlaub abzustellen. In solchen Urlaubssituationen hat man die Gelegenheit, sich Themen zu öffnen, die ansonsten vielleicht in der Hektik des Alltags stecken bleiben. Es können aber auch Konflikte entstehen, bei denen ein Seelsorger durchaus hilfreich eingreifen kann. Und ein Gebet hat noch zu keiner Zeit geschadet.
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Unterwegs mit Erdogan und Verspätung
Auf jedem Schiff, das dampft und segelt, …
Wir danken TUI CRUISES für die Unterstützung.
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